Und Prost!

Mit deutschem, äh dänischem Bier

Die Zeit in Dänemark Anfang des Jahres liegt nun schon ein paar Monate zurück. Dieser Artikel ist ein kleiner Reminder, wie aufregend und trist zugleich diese Zeit war. Trist ist in diesem Fall nichts negativ zu verstehen. Allein die Wetterlage in Dänemark im Winter ist trist. Warum ich diesen kleinen Reminder schreibe, im Moment ist mein Tagesablauf komplett verschieden zu dem geregelten Ablauf in Dänemark.

Typischerweise ging es morgens los zur Arbeit. Entweder mit einer Mitfahrgelegenheit oder eben mit dem Bus. Beides hatte Vorteile, das Auto war eindeutig schneller und bequemer. Durch den 20-minütigen Spaziergangn morgens zum Bus bin ich jedoch richtig wach geworden. Während des Tages habe ich anständig 9 Stunden am Arbeitsplatz geschufftet, bis der Feierabend eingeleitet wurde. Die alltägliche Challenge war die Suche nach erschwinglichem Essen unter dem Vorwand nicht die Küche des Wohnheims benutzen zu müssen.

Vergleichbar mit einem routinierten Herstellungsporzess, war es jedoch möglich die Tage durch besondere Ereignisse aufzuhellen. Das Broggeriet in Sonderborg hat eine Hausbrauerei und ich wollte unbedingt den Braumeister und die Analage kennenlernen. Da während des normalen Restaurantbetriebes, mittags und abends, kein Bier gebraut werden konnte, waren die Arbeitszeiten des Braumeisters die frühen Morgenstunden. Eines Morgens bin ich früh aufgestanden und hab mich auf den Weg in die Stadt gemacht. Die Innenstadt schlief noch, nur eine Bar war beleuchtet. Mein Ziel, die Hausbrauerei. Durch einen Hintereingang gelang ich in die warme, nach Hopfen duftende Stube. Torsten der Braumeister empfing mich mit einem kurzen 'Moin'. Er wirkte irritiert, verständlich, wenn man bedenkt, dass er normalerweise ungestört arbeitet. Erst gegen Ende seiner Arbeitszeit kommen die ersten Mitarbeiter.

Während des Brauprozesses ist Torsten Herr der Dinge, er bereitet alles vor, verändert das Rezept nach Belieben und repariert ggf. die Anlage. Da Torsten aus Deutschland stammt, wird hier in der dänischen Hausbrauerei auch nach deutschem Reinheitsgebot gebraut. Nur eine Abfüllung in Flaschen findet nicht statt. Das Bier wird bis zum Verzehr in großen Tanks gelagert. Nach einer ausführlichen, technisch anspruchsvollen Führung durch die Anlage und den Prozess bleibt Zeit für einen Kaffee. Er erklärt mir woher der Hopfen kommt und wo das Lager ist. Wie er zu dem Job gekommen ist und warum er in Deutschland lebt. Ich merke schnell, dass er zum Bier brauen gemacht ist. Er spricht geduldig von verschiedene Sorten und Experimente, die er in Zukunft umsetzten will. Mir fällt auf, dass die Geschmäcker der Dänen sehr unterschiedlich zu den (süd)deutschen Geschmäckern sind. Mit dem anstehenden Arbeitstag im Hinterkopf, plante ich um 8:00 Uhr die Brauerei zu verlassen, um noch rechtzeitig den Bus zu bekommen.

Glücklich und wach verabschiede ich mich, doch das sollte nicht mein letzter Besuch sein. Ein paar Tage später kehrte ich zurück und war wieder direkt überwaltigt von der Arbeitsatmosphäre und dem Duft in der Luft. Es ist so komplett das Gegenteil zu einem Job in einem Großkonzern. Ruhig, technisch anspruchsvoll und ein wenig einsam.

Diese kleinen Dinge sind enorm wichtig im alltäglichen Leben. Eine kleine Challenge war es für mich auch, so früh aufzustehen und neue Wege zu gehen. Und wiedermal hat es sich gelohnt.


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